Kann so ein "dead bird" Dummy bei der Ausbildung deines Jagdhundes wirklich hilfreich sein - oder ist das nur mal wieder so ein neumodischer Furz?
Meiner Meinung nach sind die dead birds KEIN neumodischer Furz, sondern eine wirklich sehr gute Alternative um mit deinem Hund das 1. Aufnehmen | 2. Tragen | 3. Halten | 4. Bringen | 5. Sitzen | 6. Ausgeben zu trainieren. Ich nutze sie häufig, weil nicht nur mir die Abwechslung gefällt.
Hunde finden die dead birds spannend!
Ich erlebe es beim Training meiner eigenen Hunde, als auch bei den Hunden, die zu mir ins Training kommen regelmäßig, dass sie richtig viel Spaß daran haben, die dead birds zu apportieren. Offensichtlich finden Hunde die ganz normalen 500 g. Dummys weniger spannend, als die dead birds. Bevor Du dich jetzt fragst, ob die Hunde dann auch noch Standard Dummys apportieren... Keine Sorge! Ein Hund, der gerne apportiert, wird Dir auch weiterhin grüne Dummy mit Freude bringen.
Welchen Vogel nehme ich und wann fange ich damit an?
Die Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt 1. auf das Wesen, 2. auf seine Größe und 3. auf sein Alter an. Prinzipiell achte ich in erster Linie beim Welpen, Junghund oder erwachsenen Hund darauf, wie es um sein Nervenkostüm bestellt ist.
Habe ich einen übermotivierten Hund (egal ob Welpe, Junghund oder erwachsener Hund), werde ich ihn auf keinen Fall noch durch Markierungen puschen und ihn dadurch noch mehr aufdrehen. Übermotivierte Hunde lernen bei mir zuerst einmal was Ruhe / Steadyness bedeutet. Erst wenn der Hund ein entspanntes Verhalten zeigt, beginne ich mit dem sichtigen Auslegen von Blinds.
Anmerkung: Blinds = Dummies werden für den Hund nicht sichtig ausgelegt (unerfahrene Hunde dürfen dabei zuschauen). Markierungen = Dummies, die geworfen werden und für den Hund sichtig durch die Luft fliegen.
Habe ich hingegen einen relativ entspannten Hund, bei dem das Risiko eher gering erscheint, dass er sich zum Dummyjunkie entwickelt, mache ich die ersten Versuche. Bei einer kleinen Jagdhunderasse mit kleinem Fang nehme ich z.B. die Schnepfe. Je größer der Fang des Hundes, umso größer der Vogel. Sein Fang sollte auf jeden Fall so groß sein, dass er problemlos den Körper des dead birds in den Fang bekommt.
Mir ist in diesem Moment nur wichtig, dass der Hund so schnell wie möglich lernt den Vogel richtig in den Fang zu nehmen, d.h. den Körper zu halten und nicht den Kopf, oder die Schwingen oder die Ständer.
dead bird Schnepfe von Dog&Field Foto mit freundlicher Genehmigung des Herstellers Dog&Field
Die erwachsenen Hunde lasse ich nicht nur die großen dead birds apportieren. Meine Hunde haben einen Riesenspaß bei der Suche nach den Vogelattrappen. Hier sind Deiner Fantasie dann keine Grenzen gesetzt.
Kennst Du auch die Bird Dummys?
Um Abwechslung in das Training zu bringen, verwende ich auch gerne für Markierungen die Bird Dummys. Es gibt sie als Fasanenhahn, Fasanenhenne und als Rebhuhn. Sie sind kompakter ohne Schwingen und Stoß und lassen sich prima zusammen mit mehreren anderen Dummys in der großen Rückentasche meiner Dummyweste verstauen.
Beispiel Fasan Dummybird (17,00 Euro günstiger als Fasan dead bird)
Die verschiedenen Farben der Federmuster nutze ich dazu, die Suche für den Hund entweder zu erleichtern oder zu erschweren. Siehe Trainingstipp weiter unten.
Kaltes Wild vs dead birds - Ausbildung Welpen und Junghunde
Bei der jagdlichen Welpenprägung lernt der Welpe bei mir in der Prägungsphase (8. bis 16. Woche) verschiedene Arten von Feder- und Haarwild kennen. Nachdem der Welpe Bekanntschaft mit den Gerüchen und der Haptik von Feder- und Haarwild gemacht hat, ist das Thema Wild für mich erst einmal für die nächsten Monate komplett erledigt.
Mein Lesser Burdock Dundee trägt ganz stolz seinen ersten Fasan. Er hat es von sich aus gemacht. Bei der Welpenprägung geht es nur darum, ihn mit Feder- und Haarwild bekannt zu machen.
Nach der Prägungsphase konzentriere ich mich voll und ganz auf die Basics. Die Zeit des Zahnwechsels bietet sich dazu prima an. Während des Zahnwechsels wird bei mir auf keinen Fall apportiert. Ich möchte nicht, dass der Hund das Apportel mit einer schmerzhaften Erfahrung verknüpft.
Die wichtigste Voraussetzung bevor ich überhaupt damit anfange das Apportieren zu trainieren:
Bevor sich der Hund (auch unter Ablenkung) nicht zuverlässig abrufen lässt und die Kommandos Hier und Sitz (auch sitzen bleiben) beherrscht, macht es für mich absolut keinen Sinn, den Hund für das Apportieren auszubilden.
Mein Lesser Burdock Dundee lernt seine erste Gans kennen während der jagdlichen Welpenprägung. Hier geht es nicht um das Apportieren!
Was bedeutet das jetzt in Bezug auf die Verwendung von dead birds und /oder kaltem Wild? Ganz einfach, bevor die Basics nicht 100%ig sitzen, wird überhaupt nicht apportiert!
Bevor kaltes Wild ins Spiel kommt, arbeite ich grundsätzlich mit Dummys. Bevor ich die dead birds hatte waren es ganz normale Canvas Dummys. Was beim Stoffdummy nicht funktioniert, klappt garantiert auch nicht mit Wild.
Ethik, Achtung vor der Kreatur
Das ist ein weiterer und wichtiger Grund für mich, nicht ständig mit kaltem Wild zu arbeiten. Ich kann alles, was ich dem Hund beibringen möchte, mit den dead birds oder ganz normalen Dummys trainieren. Ich habe in über 20 Jahren noch keinen einzigen passionierten Jagdhund erlebt, der ein Dummy kaltem Wild bevorzugt. Deshalb muss ich mir auch keine Sorgen machen, dass der Hund nach der Ausbildung mit Wildersatz sagt "ach nööö, die Dummys sind mir aber lieber!" Bitte beachten: Ich spreche gerade von passionierten Jagdhunden...
Infos zu den dead birds und Trainingstipp bezüglich Farbe
dead birds: Aussehen, Größe, Gewicht und "Verhalten"
Alle dead birds wurden möglichst realitätsnah entwickelt. Wie bei echten Vögeln hängt der Kopf und bewegt sich beim Laufen beim Laufen hin- und her. Die Schwingen flattern und behindern gelegentlich auch die Sicht des Hundes (je nachdem wie der Vogel getragen wird).
Farbe / Federmuster
Alle Produkte aus der Original Clone®️ Gundog Dummy Serie von Dog&Field sind sehr hochwertig mit den verschiedenen Federmustern von Wildvögeln in HD bedruckt.
Trainingstipp!
Nutze die verschiedenen Farbmuster der dead birds um Deinem Hund die Suche zu erschweren oder zu erleichtern. Sucht Dein Hund mit dem Augen und setzt nicht seine Nase ein, dann lege z.B. einen Fasan im Herbst auf buntem Laub aus.
Weißt Du wie Dein Hund Farben wahrnimmt? Dazu gibt es ein Video hier im Blog. Schau es Dir an, es hilft Dir auch bei der Auswahl der Dummys.
Es kann auch hilfreich sein die Apportel, egal ob dead bird oder normales Dummy, ab und zu mit 6 mm Munition zu beschießen, damit sie den Schmauchgeruch annehmen.
Sei kreativ und überlege Dir, wie sieht das Gelände aus. Habe ich Wiese, Wald oder Feld, dann prüfe ich welcher Vogel sich am besten auf dem Untergrund tarnt. Mach es Deinem Hund schwerer oder leichter und sorge für Abwechslung.
dead bird Fasan Hahn von Dog&Field - Foto links depositphotos / Foto rechtes mit freundlicher Genehmigung des Herstellers Dog&Field
Schlusswort
Die dead birds wurden von der englischen Firma Dog&Field entwickelt und es ist ja allgemein bekannt, dass die Niederwildjagd und die Arbeit mit Apportierhunden in England einen enorm großen Stellenwert hat. Was die Ausbildung von Apportierhunden betrifft, können wir von den Engländern lernen. Sie sind offen für Neues und halten weniger an alten Zöpfen fest.
"Das haben wir schon immer so gemacht!" ist für mich der dümmste Spruch in Sachen Hundeausbildung schlechthin. Wir wussten noch nie so viel über das Wesen, Verhalten und über eine tierschutzgerechte Ausbildung von Hunden wie heute. Also lasst uns nicht an alten Zöpfen festhalten. Prüfe alles und behalte das Gute.
In diesem Sinne,Waidmannsheil und Horrido
Rainer Kern
Jagdhundeausbilder und Hundeführer von Labrador Retrievern aus eigener spezieller jagdlicher Leistungszucht
2 Kommentare
Susanne B.
Hauptsächlich bilde ich meinen Hund an Dummies verschiedenster Art und Gewichte aus, dem Alter, Entwicklungs- und Trainingsstand meines Hundes angepasst. Im ganz gewöhnlichen Tagesablauf fordere ich auch immer wieder gerne dazu auf, mir alle nur erdenklichen Gegenstände unterschiedlichster Formen und Gewichte zu bringen. Dead Birds sind da mittlerweile fester Bestandteil im Training. Die früheren Dead Fowls mit harten Plastikköpfen und -stößen fand ich noch nie so wirklich gut, die Dead Birds hingegen sind super.
Die enorme Bandbreite der Apportels im Training gibt dem Hund im Laufe der Zeit die Möglichkeit, immer sicherer und schneller die jeweils beste “Griff- und Tragetechnik” zu finden und Stücke nicht “irgendwie heranzuschleppen oder – zuschleifen”, er hatte ja die Gelegenheit, vielfältige Erfahrungen dahingehend zu sammeln.
Die Dead Birds sind natürlich als Abwechslung auch sehr spannend für den Hund, so dass ich auch das im Training gezielt nutzen kann.
Einzig mit der kürzlich erworbenen Gans gab es wirklich ein Problem: Naturgemäß natürlich recht groß ist unser Exemplar so straff gefüllt gewesen, dass mein voll ausgewachsener Labradorrüde sie schlichtweg nicht sauber aufnehmen konnte, er hätte sie ähnlich einem aufgepumpten Fussball “tackern” müssen um sie mit gutem Griff aufnehmen zu können. Also habe ich die lange Naht am Bauch des Vogels aufgetrennt und fast die Hälfte der Füllung entfernt, den Rest wieder gleichmößig im Inneren verteilt und wieder in Kleinstarbeit zugenäht. Jetzt klappt es einwandfrei. Also da ist meine Anregung, die Gänse nicht ganz so prall zu füllen – ich kann mir nicht vorstellen, dass nur mein Hund ein Problem damit hatte. Vielleicht berichten ja noch andere zu dieser Variante.
Ich finde die Dead Birds super, nicht jeder “neumodische Quatsch” ist Quatsch, oft genug ist es eine sinnvolle Weiterentwicklung. Nicht zuletzt macht diese Abwechslung im Training auch MIR Freude, es ist immer spannend zu beobachten, wie der Hund mit neuen Anforderungen umgeht und welche Lösungen er anbietet.
Claudi
Bevor die Basics nicht sitzen, gibt es keinen Apport, das unterschreibe ich sofort 😊
Was die dead birds betrifft, werde ich erst in Zukunft etwas dazu schreiben können. In naher Zukunft sind erst einmal die Dummys dran.
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